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AutorenbildFree Bird

Teil 3 - Zusammenfassung eines Jahres im Ausnahmezustand


  1. nach der Betäubung des Nervs am Kinn

  2. Essen mit Aussicht aus dem 17. Stock des Inselspitals

  3. Lory, der "Hauskater" der Psychosomatik, leistet mir Gesellschaft


Aug. 2024

Ein Wetterumschwung führt zu vermehrten Schmerzen im Gesicht und meine Reha endet abrupt. Die Krankenkasse meldet erst tags zuvor, dass die Kostengutsprache abgelehnt wird. Das stresst mich total. So verlasse ich am 23.08. Riggisberg mit starken Schmerzen (8/10) und einem unguten Gefühl. Am Morgen darauf dreht der Gesichtsnerv durch und die Ambulanz bringt mich zum vierten Mal innerhalb eines Jahres in den Notfall im Inselspital. Ich bin zutiefst schockiert und fühle mich hilflos, dass trotz so vieler Medikamente eine solche Attacke überhaupt möglich ist. Nach fünf Tagen Cortison-Infusionen geht es aufwärts, doch die Situation ist längstens nicht zufrieden stellend.

Sept. 2024

Ein kleiner Ausflug in die Stadt zeigt, dass ein paar Trottoir-Ränder im Rollstuhl reichen, um die Schmerzen (7/10) zu verstärken. Dennoch ist die kleine Auszeit mit einer Freundin Balsam für meine Seele.

Zwei Nervenblockaden mit Betäubungsmitteln am Kinn bringen ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg. Es ist zermürbend, zumal der Klinikdirektor keinen Hehl daraus macht, dass er mich aus dem Spital haben will. Das ist belastend. Der Seelsorger bestärkt mich, für meine Rechte einzustehen und auf mein Bauchgefühl zu hören.

Schlussendlich ist es unvermeidbar, ein drittes Mal zu operieren. Der Eingriff verläuft gut und ich bin endlich schmerzfrei! Am Morgen danach werde ich völlig überstürzt in die Psychosomatik im Lory Haus verlegt. Die Ärzte möchten, dass ich an meinem Schmerzgedächtnis arbeite. Es erwartet mich ein düsterer Bau von 1929/30 mit Toiletten und Duschen auf den Gängen, der nicht wirklich barrierefrei ist. Ich fühle mich dort zu Beginn sehr unwohl. Zudem treten plötzlich wieder starke Schmerzen (8/10) auf. Ich bemerke nach ein paar Tagen. dass aus Versehen mein wichtigstes Medikament nach der Operation gestoppt wurde. Ich bin sauer! Zum Glück verschwinden die Schmerzen so rasch wie sie aufgetreten sind. Ein Rätsel bleibt, was ich drei Wochen zwischen magersüchtigen und diagnoselosen Patienten verloren habe.

Okt. 2024

Am 5. Oktober ist mein grosser Tag! Nach über fünf Monaten darf ich nach Hause. Ich freue auf mein eigenes «schnarchfreies» Zimmer. Ich gewöhne mich erstaunlich schnell ein und kann rasch die meiste Zeit am Rollator gehen. Mit dem vielen Papierkram, der auf mich wartet, beschäftige ich mich nach und nach. Meinen Haaren neuen Glanz zu verleihen, hat mehr Priorität. 😉

Nov. 2024

Ein erster Versuch, den Dauerkatheter zu entfernen scheitert. Das zusätzliche Gehen strengt mich zu sehr an. Das ist in Ordnung. Mit Rückschlägen ist zu rechnen gewesen.

Mein Arbeitsvertrag wird in gegenseitigem Einverständnis aufgelöst. Es ist eine Erleichterung. Arbeiten liegt zurzeit einfach nicht drin. Ich muss mich jetzt auf mich konzentrieren. Schmerzfrei zu sein, ist die Grundlage, um in der Physiotherapie Kraft aufzubauen. Mein grosses Ziel ist es, im Jahr 2025 vermehrt in meiner Wohnung zu leben. Nein, ich habe dieses Jahr nie dort übernachtet. Und ja, es ist eine teure Bleibe. Trotzdem halte ich daran fest, weil der Glaube an mehr Selbständigkeit und Freiheit mich weiter hoffen lässt. Halten meine Ärzte eine stabile Verbesserung meiner Gesundheit für realistisch? Eher nicht. Ich respektiere ihre Meinung, dennoch ist es nicht meine Wahrheit. Ich beschäftige mich schon länger intensiv mit Neurowissenschaft. Es ist ein junges Fachgebiet, welches neue Ansätze und Therapieformen mit sich bringt. Ich kämpfe weiter...

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