Tag 0: Heute ist für mich und meine Familie ein sehr emotionaler Tag, auf den wir seit knapp 2 Jahren gewartet haben! Ich bekomme meine gereinigten und hoffentlich MS-freien Stammzellen zurück. Es ist der Start in ein neues, gesünderes und aktiveres Leben!
Die Stammzellen werden in einem kleinen Behälter mit flüssigem Stickstoff ans Bett gebracht. Dort werden sie in einem Wasserbad mit 37°C aufgetaut und als Infusion wieder in den Körper gegeben. Ich habe mir sagen lassen, dass ich danach extrem nach Knoblauch aus dem Mund rieche und die Ausdünstung über die Haut einige Tage anhalten wird. Tja, Pech für meinen Besuch ;-)
Die Stammzelle, oder auch Blutstammzelle genannt, ist die Superheldin unter den Zellen. Sie kann alles! Sie produziert neue weisse und rote Blutkörperchen (Leuko- und Erythrozyten), Blutplättchen (Thrombozyten), Plasma und was sich sonst noch alles im Blut befindet. Ausserdem ist sie auch sehr schlau! Die Stammzelle findet ganz von alleine innerhalb von 30 Sekunden ihren Platz im Knochenmark. Danach richtet sie es sich dort gemütlich ein und beginnt sich zu vermehren. Zuerst werden alle Knochenmarkdepots (z. B. in den Beckenknochen oder Schulterblättern) aufgefüllt. Erst nachher gelangt das neu produzierte Blut auch in die Blutbahn. Das ist ein enormer Aufwand und natürlich sehr anstrengend. Also, vor allem für mich! In der nächsten Zeit wird meine Energie mehrheitlich für die Blutproduktion verwendet. 10 - 15 Tage werde ich nun in der Isolation verbringen. Solange braucht es nämlich, bis meine Blutwerte wieder steigen. In den nächsten Tagen werden meine Werte weiter in den "Keller" fallen. Darum werde ich jetzt auch sehr anfällig für Infekte sein. Ich habe fast kein Immunsystem mehr. Drückt mir die Daumen, dass ich keine Infektionen bekomme.
Übrigens: Ich bin die 102. Patientin, die im 2018 in Zürich an der Uniklinik eine Stammzelltransplantation erhalten hat. Bei der Registerstudie für MS-Patientin bin ich die 10. Person.