In den letzten 7 Tagen ist echt viel passiert. Das ist auch der Grund, warum ich mich solange nicht mehr gemeldet habe. Entschuldigung!
Mein Hals hat letzte Woche immer mehr geschmerzt, so dass ich am Donnerstag notfallmässig einen Kontrolltermin in der Hämatologie an der Uni Zürich hatte. Es ist zudem ein CT (Computertomographie) veranlasst worden. Der Bluterguss hatte sich stark verhärtet, war warm, sehr Rot und ziemlich gross....und das CT ergab, dass sich Flüssigkeit im Innern ansammelte. Alles deutete auf einen Abszess hin und es fiel wieder das Wort "Operation". Ok, ein Chirurg musste sich die ganze Geschichte anschauen. Dafür musste ich in den Notfall. Ich bin freundlicherweise von drei Hämatologen dorthin "eskortiert" worden, welche die Anmeldung für mich übernahmen und die weitere Behandlung beschleunigten. Die Assistenzärztin vor Ort bestätigte ebenfalls, dass der Abszess weg muss, doch ich sei falsch bei ihr. Also, ging's weiter in die Poliklinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie. Es ist sehr schnell entschieden worden, noch am gleichen Abend zu operieren! Das war ein Schock für mich! Und wisst ihr, wie man testet, ob es Eiter im Abszess hat? Der Chirurg hat gesagt: "So, wir machen jetzt eine Punktion. Das klingt schlimmer als es ist." Dann hatte er bereits eine Spritze in der Hand und ich diese kurz darauf ohne Betäubung in meinem Hals. Ja, das tat weh! Es ging alles sehr schnell. Ich hatte nicht einmal Zeit, mich beim Arzt zu beschweren. ;-) Der Eiter wurde zur Analyse und Bestimmung des Erregers ins Labor geschickt und ich bin stationär (siehe Aussicht auf Bild 4) aufgenommen worden. Zwischen 21:30 und 00:30 Uhr wartete ich im Aufwachraum auf meine Operation. In dieser Nacht kamen unglaublich viele Notfälle rein. Es explodierte unter anderem ein Boot auf dem Zürichsee. Die Familie kam mit dem Schrecken und ein paar Verletzungen davon. Meine Operation ist schlussendlich für den nächsten Tag angesetzt worden. Das war mir ganz recht. Ich hatte noch fast 12h ohne Essen sooo Hunger. Es gab glücklicherweise vor dem Schlafen noch zwei Joghurts und etwas Wasser für mich. Am nächsten Morgen um 09:00 Uhr war es dann soweit. In einer kurzen Operation mit Vollnarkose von ca. 30 Minuten ist sehr viel Eiter entfernt worden. Es ist dafür ein Schnitt von ca. 5 cm notwendig gewesen. Zudem sind unterhalb der Narbe zwei Drainagen (Bild 2) eingesetzt worden, damit der Hohlraum 2x täglich gespült werden konnte. Das macht nicht riesig Spass, ist aber aushaltbar. Ausserdem habe ich Weichkost (Bild 3) erhalten, da mein Hals vom Beatmungsschlauch während der Op's noch etwas gereizt war. Und ja, das Essen war so lecker, wie es aussieht. ;-) Am Dienstagmorgen durfte ich dann endlich nach Hause - einen Tag später als vorerst geplant. Mit einem Rezept für Schmerzmittel (Dafalgan 1g, Voltaren 50mg) sowie einem neuen Antibiotika (Ciprofloxacine 750mg 2x täglich) im Gepäck reisten wir nach Bern. Leider bin ich auf das 1. Antibiotika Augmentin, welches ich vorher 3 Wochen bekam, resistent gewesen. Tja, shit happens... Eine Bestimmung des Erregers dauert halt einige Tage.
Am Mittwoch ist noch etwas Aufregung aufgekommen, da die rechte Wunde ziemlich geeitert hatte. Jetzt wirkt das neue Antibiotika und die Heilung geht gut voran. Meine Hausärztin hat sich das Ganze gestern und heute vor dem Wochenende zur Sicherheit nochmals angeschaut. Am Montag werden die Fäden gezogen und dann wird definitiv entschieden, ob ich am 08.10. mit der Hochdosis-Chemotherapie starten kann. Die Entzündung sollte bis dann vollständig eliminiert sein. Bis sich das Hämatom auflöst und sich das abgestorbene Gewebe darum erneuert, dauert es noch einige Zeit. Trotzdem: Das Ziel, ein neues Immunsystem zu bekommen, rückt wieder näher!
Ich bin körperlich nach dieser Komplikation definitiv schwächer. Ich habe nur wenig Kraft in den Beinen. Mein Kopf hat eine Schonhaltung eingenommen und ist etwas schräg. Die Physiotherapeutin hat bereits die umliegenden Muskeln mobilisiert und ich mache fleissig meine Übungen. Weiter gehe ich jeden Tag etwas spazieren, um zu Kräften zu kommen.
Ich wusste von Anfang an, dass es bei der Stammzelltransplantation zu Komplikationen kommen kann. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass diese so früh und heftig auftreten. Das hat mich emotional mitgenommen. Das wichtigste ist wohl, es sich jetzt gut gehen zu lassen. Schöne Dinge zu erleben, wie nette Gespräche führen, Blumen kaufen, Schokolade essen oder einen guten Film zu schauen.
PS: Ich bin in der Poliklinik Hals-, Nasen-, Ohren sowie auf der neurochirurgischen Station von den Ärzten und dem Pflegepersonal sehr gut betreut worden. Vielen lieben Dank!
Kommentare